Musterblatt mit Evangelistensymbolen, verschiedenen Tieren und Wildem Mann, Oberrheinisch, 15. Jahrhundert
Oberrheinisch, 15. Jahrhundert;
Musterblatt mit Evangelistensymbolen, verschiedenen Tieren und Wildem Mann
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Oberrheinisch, 15. Jahrhundert;

Musterblatt mit Evangelistensymbolen, verschiedenen Tieren und Wildem Mann, ca. 1430 – 1440


Blatt
209 x min. 143 mm
Breite max
145 mm
Material und Technik
Pinsel in Weiß auf schwarz grundiertem Büttenpapier
Inventarnummer
638
Objektnummer
638 Z
Erwerbung
Erworben 1854 als Schenkung von Johann David Passavant
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Texte

Über das Werk

Ein höchst seltenes und ungewöhnliches Kunstwerk ist das schwarz grundierte Blatt, auf dem mit weißem Pinsel eine Ansammlung verschiedener Motive, in der Mehrzahl Tiere, wiedergegeben ist. Wirklichkeitsgetreue Geschöpfe, wie der flügelschlagende Adler, der springende Hirsch oder die kuriose Eule, finden sich neben den Symbolen der vier Evangelisten, neben stilisierten Wappentieren, einem galoppierenden Einhorn und einem »wilden Mann«, einem behaarten Waldbewohner, wie er in der spätmittelalterlichen Kunst als Ausdruck von Ursprünglichkeit und Ungezügeltheit zu finden ist. Die Zeichnung ist ein »Musterblatt«; sie hat, entsprechend der künstlerischen Praxis des 15. Jahrhunderts, die Funktion, unterschiedlichste Vorlagen zu versammeln. Diese stehen in keinem inhaltlichen Bezug zueinander, nehmen aber in der platzsparenden Anordnung auf dem Blatt manchmal spielerische Verbindung miteinander auf. So scheinen Pferd und Einhorn aufeinander zuzustürmen oder der Hirsch vor dem Adler zu fliehen.

Im Unterschied zur Zeichnung der »Heiligen Barbara« besitzen die Figuren keine begrenzende Konturlinie, sondern sind von der Binnenzeichnung her gearbeitet, zum Teil körperhaft modelliert, wodurch die weiße Farbe auch die Wirkung von Licht entfaltet. Die ungewöhnliche Technik, die dem Blatt die Anmutung eines kostbaren Kabinettstücks verleiht, ist wahrscheinlich dadurch zu erklären, dass es als Musterblatt eines Goldschmiedes entstand, zu dessen Spezialität es gehörte, mit weißem Glasfluss auf dunkelfarbigen Emailgrund zu zeichnen. Solche Emailarbeiten sind im frühen 15. Jahrhundert im franko-flämischen Raum geschaffen worden, motivische Vergleiche lassen aber auch ein Entstehen der Zeichnung am Oberrhein als möglich erscheinen.

Über die Erwerbung

Johann David Passavants (1787 – 1861) Lebenslauf war ungewöhnlich. Zunächst in Frankfurt zum Kaufmann ausgebildet, entwickelte er sich ab 1817 zu einem nazarenischen Maler und wurde schließlich zum Mitbegründer einer wissenschaftlich orientierten Kunstgeschichte. Sein 1839 erschienenes Werk Rafael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi gilt als einer der Grundpfeiler der Kunstforschung. Gewidmet hatte es der Autor der „hochwohllöblichen Administration“ des Städels, die das Forschungsunternehmen wie die Drucklegung unterstützt hatten. Dem Institut war er schon lange eng verbunden, bereits seit 1817 beriet er das Haus bezüglich der Kunstankäufe. 1840 schließlich trat Passavant die Stelle des Galerie-Inspektors am Städelschen Kunstinstitut an. Der Künstler und Kunstwissenschaflter legte auch selbst eine kleine private Sammlung an. Bereits zu Lebzeiten vermachte er dem Städel einzelne Kunstwerke, mit seinem Vermächtnis 1861 folgten weitere Objekte.

Werkdaten

Werkinhalt

Forschung und Diskussion

Bezug zu anderen Werken

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Letzte Aktualisierung

15.11.2024