Über den bedeutendsten oberdeutschen Kupferstecher vor Martin Schongauer ist nur wenig bekannt. Das Monogramm E. S. auf einigen seiner Drucke, das frühste in der Geschichte des Kupferstichs, ließ sich bisher nicht auflösen. Aufgrund der Jahreszahl auf einigen späten Blättern wurde er auch als „Meister von 1466“ bezeichnet. Sein erhaltenes Werk umfasst knapp 320 Kupferstiche und eventuell wenige Zeichnungen. Aufgrund stilistischer Bezüge zur oberrheinischen Kunst sowie Inschriften in alemannischer Mundart geht man davon aus, dass er am Oberrhein oder Bodensee (Konstanz?) tätig war. Die Kupferstiche des Meisters E. S., in der Regel nur in wenigen Exemplaren oder als Unikate erhalten, sind von anspruchsvoller Eleganz und Erfindungskraft. Ihre feine, graphische Technik macht es wahrscheinlich, dass der Meister E. S. ein Goldschmied war.