Über das Werk
Verführerisch hält das nackte Modell dem Betrachter ihre Brust entgegen und wird zum Inbegriff der sinnlichen Liebesdienerin. Bereits im 19. Jahrhundert avancierten solche erotischen Bilder von Haremsdamen zu einem beliebten Motiv von Malern wie Jean-Auguste-Dominique Ingres oder Eugène Delacroix, die sich für diese Werke Aktdarstellungen der liegenden Liebesgöttin Venus zum Vorbild nahmen. Die Odaliske als exotische und deswegen begehrenswerte Figur diente schon damals als Projektionsfläche männlicher Fantasien. Vom Orientalismus des 19. Jahrhunderts transferierte Horst P. Horst das Thema für seine extravaganten Bildschöpfungen in das 20. Jahrhundert. Im Kontrast zu den harten, geometrischen Mustern der Fliesen stehen die weichen, weiblichen Rundungen der Frau. Während ihr Gesicht im Dunkeln halb verborgen verbleibt, sind die Formen ihres Körpers klar und prägnant herausgearbeitet. Durch das dramatische Spiel von Licht und Schatten lässt der Fotograf das Inkarnat seines Modells opalisierend aufscheinen.