Über das Werk
Emil Schumacher schichtet Farbe über Farbe. Kraftvoll und spontan trägt er schwarze, zerberstende Striche auf, bis eine reliefartige, schrundige Oberfläche entsteht, deren Materialität sich in der Mitte konzentriert. Einige Partien kratzt der Künstler wieder frei, bis die Leinwand sichtbar wird. Er weist so nicht nur auf die Eigenschaften der Farbe hin, sondern auch auf die Beschaffenheit ihres Trägers.
Seine Malerei enthält die Dekonstruktion der durch sie erzeugten Illusion damit schon in sich selbst. Geprägt durch die Pariser Informellen Jean Dubuffet, Jean Fautrier und Wols, verlässt Schumacher in den 1950er-Jahren die Gegenständlichkeit und dynamisiert seine Bildsprache. "Ohne Titel" zeugt von seiner ebenso entschlossenen wie innovativen Aufnahme der französischen Informel-Malerei, zu deren wichtigsten deutschen Vertretern er zählt. Scheinbar willkürlich erheben sich blutig-rote und gelbliche Flecken aus dem amorphen, erdigen Grund, schwarze Striche erinnern vage an einen Rumpf. Man kann in "Ohne Titel" die beschädigte Welt nach dem Krieg sehen oder die expressiven Linien zu abstrakten Formen und Figuren zusammenfügen – letztlich aber verweigert sich Schumachers Malerei eindeutigen Sinnzuschreibungen.