Über das Werk
Durch ungewöhnliche, kühne Perspektiven brach Alexander Rodtschenko mit etablierten Sehgewohnheiten. Den Trompetenbläser nahm er von unten in Nahansicht auf, sodass die Komposition ins Bizarre kippt. Fotografie hatte bei ihm stets einen illustrativen Mehrwert, weshalb seine Bilder zunächst in sozialistisch orientierten Zeitschriften wie Nowy LEF (Neue Linke Front der Künste) erschienen. Rodtschenko war im In- und Ausland bekannt und unter anderem auf der bedeutenden internationalen Ausstellung des Deutschen Werkbundes Film und Foto 1929 in Stuttgart vertreten. Seine Bilder sollten einen Beitrag zum kulturellen Aufbau der Sowjetunion leisten, wie er öffentlich bekannte: „Das Objektiv des Fotoapparats ist die Pupille des gebildeten Menschen in der sozialistischen Gesellschaft.“ Allerdings entsprachen seine Fotografien bereits 1930 nicht mehr den ästhetischen Konventionen der Sowjetunion. Die Aufnahme des Trompetenbläsers wurde insofern kritisiert, als sie zugunsten einer Betonung der formalen Eigenschaften des Motivs auf ein erzählerisches Moment verzichtete. An diesem Beispiel entzündete sich der sogenannte „Formalismusstreit“, der schließlich zum Ausschluss Rodtschenkos aus allen offiziellen Ämtern führte.