Über das Werk
Bis 1969 wurden Künstler in der DDR einer strengen staatlichen Restriktion unterzogen. Als diese 1971 – im Jahr der Entstehung des Selbstbildnisses – gelockert wurden, steigt Tübke zum bedeutendsten Maler der Leipziger Schule und damit der DDR auf. Dieses erstarkte Selbstbewusstsein setzt Tübke hier ins Bild. Er zeigt sich bei der Vollendung eines Freskos von Adam und Eva und konstruiert dafür in altmeisterlicher Manier einen Halbkreis, dessen Radius von der Pinselspitze zu Adams rechtem Zeigefinger verläuft und so auf die jenseitige, göttliche Sphäre verweist. Das Bild verdeutlicht inwiefern der Künstler in seiner Rolle als Kreator, den von der staatlichen Obrigkeit verlangten Realismus abstreift und fernab der sozialistischen Vorgaben Stile der Renaissance und des Manierismus perfekt imitiert und neu kombiniert.
Über die Erwerbung
Das Frankfurter Ehepaar Fritz und Waltraud Mayer übergab 2008 dem Sammlungsbereich Gegenwartskunst im Städel aus seiner Privatsammlung wichtige Werke bedeutender Maler der DDR wie Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke und Arno Rink. Damit konnte eine erhebliche Lücke in der Museumssammlung geschlossen werden. Begleitet wurde die Schenkung von einer herausragend großzügigen Spende für die Städel-Erweiterung sowie der Ankündigung, auch zukünftig den Städelschen Museums-Verein zu unterstützen.