Über das Werk
Relativ selten hat Cranach die Venus als Einzelfigur inszeniert; meist wird sie von ihrem Sohn Amor begleitet. Auf dem kleinen Täfelchen aber entfällt die Mutterrolle. Vielmehr nutzt die olympische Göttin ihre überirdische Schönheit als Mittel der Verführung des Betrachters, vor dessen Augen sie in einem Schleiertanz einen Moment innezuhalten scheint. Der Ort für eine derart intime Beziehung zwischen Bild und Betrachter dürfte am ehesten das private Ambiente der Kunstkammer eines humanistisch gebildeten Sammlers gewesen sein.
Über die Erwerbung
Der Gontard’sche Familiensitz „Zum weißen Hirsch“ stand im Frankfurter Großen Hirschgraben in bester Nachbarschaft zu den Häusernder Familien Goethe und Passavant. Der Kaufmann und Kunstsammler Moritz von Gontard (1826–1886) war lange Zeit Administrationsvorsitzender des Städelschen Kunstinstituts gewesen. Er beschenkte das Museum zwei Mal: Zur Eröffnung des 1878 fertiggestellten Neubaus am Schaumainkai übergab er Lucas Cranachs Venus. Acht Jahre später verstarb Moritz von Gontard und hinterließ dem Städel 33 Werke des holländischen und flämischen Barock.