Über das Werk
Die "Vibration" von Jesús Rafael Soto steht still. Damit sich ihre flirrenden, nahezu hypnotischen Effekte voll entfalten können, muss der Betrachter sich bewegen. Vor der planen, fein gestreiften Fläche sind dünne Drähte wie Pendel aufgereiht, davor ist mittig eine schwungvoll verknäulte Drahtkonfiguration angebracht. Je nach Blickwinkel verändert diese Anordnung ihre Wirkung. Es sind diese optischen Effekte im Zusammenspiel von Material, Struktur, Bewegung und Licht, die den venezolanischen Maler und Bildhauer in den 1960er-Jahren beschäftigen. Damals entstanden die Objekte aus Holz und Draht, die er "Vibrationsbilder" nannte. Sie zeigen Sotos eigenständige Variante der Op-Art, zu einem Zeitpunkt, als die seriellen Experimente der 1950er-Jahre sich mit der neuen kinetischen Kunst verbanden. Die Beteiligung des Betrachters, der später in den begehbaren "Penetrables" Teil des Kunstwerks wird, ist in der "Vibration" bereits angelegt.