Über das Werk
Claude Monets Pastelle, die lange im Schatten seiner Gemälde standen, geben in Motiv und Gestaltung seine impressionistische Auffassung wieder. Der Künstler schätzte die Zeichnung und Malerei verbindenden Qualitäten der Pastelltechnik sehr, allerdings weniger, um die Kompositionen seiner Freilichtmalerei vorzubereiten, sondern im Sinne von Stilentwürfen, um entsprechende Ausdrucksformen zu studieren.
Die Pastellkreiden mit den ihnen eigenen Möglichkeiten zur farbigen Gestaltung, die in Frankreich vor allem im späten 19. Jahrhundert wie zuvor nur im späten 18. Jahrhundert hoch geschätzt waren, unterscheiden sich in Konsistenz und Erscheinungsbild wesentlich von anderen zeichnerischen Materialien und Techniken. Die trockenen Pastellstifte werden aus einer »pasta« von Farbpigmenten und wasserlöslichem Bindemittel gepresst. Durch den Zusatz von weißem Kreidestaub erhalten die in breiter Nuancierung verfügbaren Farben ihren typisch zarten Charakter. Die Eigenschaften der Pastellfarben erlauben es dem Künstler, zu modellieren und zu verwischen, so dass weiche, malerische Übergänge entstehen. Mit ihrer reizvollen, samtartigen Oberflächenwirkung haften die Farben nur locker auf der Fläche des Papiers und reagieren entsprechend empfindlich auf jede Erschütterung.
In seiner »Winterlichen Landschaft mit Abendhimmel« erfasste Monet, ohne naturalistisch gezeichnete Details, eine flüchtige Atmosphäre der kalten Jahreszeit. Diese Stimmung könnte der Künstler vielerorts im Seinegebiet angetroffen haben. Unter einem rosa gefärbten Abendhimmel legt sich der Nebel über die im Hintergrund hoch aufragenden Bäume. Horizontale, unterbrochene Linien in Rosa und Hellblau folgen der Weite des Himmels, blassgelb sind die Konturen weniger Wolken eingefügt, und fleckenartig mildert dunkles Rosa den Übergang zu den Wipfeln des Baumbestandes, der in hellem und dunklem Grau aus vertikalen Linien und Schlaufen aufgebaut ist. Vor der langgestreckten dunklen Zone, einer graugrünen Böschung, die Tiefe erzeugt, liegt eine von Schnee bedeckte Wiese. Grüne Partien am Boden und auf dem linear skizzierten Buschwerk geben die noch gefrorene und zu Teilen aufbrechende Vegetation zu erkennen.
1910, noch zu Lebzeiten des inzwischen berühmt gewordenen Künstlers, wurden dieses Pastell und sein Gemälde »Déjeuner« (1868) unter der Direktion von Georg Swarzenski für die Frankfurter Sammlung erworben. Ausgestellt war bereits seit 1904 das Gemälde »Häuser am Wasser (Zaandam)« (1871/72). Das Pastell Monets blieb bis heute ein in deutschen Museen äußerst selten anzutreffendes Beispiel seines Könnens in dieser Technik.