Über das Werk
Voller Scham umschlingt Rodins „Eva“ ihren Oberkörper und verbirgt ihr Gesicht in den schützenden Armen. Die gesamte Körperhaltung sowie die abwehrende Geste ihrer linken Hand sind Ausdruck der Erkenntnis des Sündenfalls. Die Skulptur war eine der ersten, die 1881/82 für das Großprojekt des „Höllentors“ entstand. Da Rodins Modell schwanger wurde, blieb das Gipsmodell jedoch unvollendet im Atelier stehen. 1899 stellte Rodin die Figur trotzdem aus, denn gerade der Zustand des Unvollendeten sollte sich als bedeutsam für sein Schaffen erweisen: Die „Eva“ veranschaulicht das für ihn wichtige Konzept des „modelé“, den Verzicht auf die Ausformulierung „wertloser“ Details. Zugleich belebte Rodin die Figuren durch abwechslungsreich gestaltete Oberflächen und das damit verbundene Lichtspiel.
Über die Erwerbung
Georg Hartmann (1870-1954) stammte aus einer alten Frankfurter Familie. Ab 1898 baute er die Bauersche Schriftgießerei zu einem großen Unternehmen aus. Der Kunstsammler wurde 1920 Mitglied des Städelschen Museums-Vereins, ab 1935 war er zugleich Administrator des Städelschen Kunstinstituts. Sein Interesse als Sammler galt vorwiegend der mittelalterlichen Plastik, er war aber auch offen für moderne Kunst. Die Eva von Rodin hatte Hartmann in Paris zunächst für sich erworben, 1953 dann dem Städel vermacht.