Über das Werk
Die unnatürlich verzerrte Zeichnung wird zur Fliege – allerdings nur, wenn der Betrachter sich selbst, den Spiegelzylinder und den Tisch in eine optimale Beziehung zueinander bringt. William Kentridges visuelle Tricktechniken ziehen uns in ihren Bann. Während der optische Effekt der Anamorphose noch verblüfft, regt er zugleich zum Nachdenken über den Prozess des Sehens an. Das Bild liegt nicht auf der Spiegeloberfläche, sondern wird vom Auge dreidimensional gelesen, wirkt daher wie im Raum des Zylinders eingeschlossen. Spielerisch führt uns Kentridge nicht nur die erstaunlichen Möglichkeiten visueller Wahrnehmung vor Augen, sondern auch ihre Bedingtheit. Sein Werk thematisiert Sehmodelle, mit denen sich Naturwissenschaft, Populärkultur und Kunst auseinandersetzten, und macht sie in fantastischen Bildwelten wieder erfahrbar. Die Zeichnung, die Kentridge für seinen anamorphotischen Animationsfilm What Will Come herstellte, wird durch die Ansicht im Spiegelzylinder zur raumbezogenen Skulptur.