Über das Werk
Eine elegant gekleidete junge Frau sitzt weit nach hinten geneigt auf einer weißen Kiste wie auf einem Bootsrand. Mit der rechten Hand umgreift sie hinter dem Rücken einen Holzstock, als lehne sie an einer Reling. Mit nur wenigen, alltäglichen Requisiten erzeugte Yva im Studio eine Urlaubsatmosphäre. Das Modell ist von der Seite zu sehen und so in Szene gesetzt, dass die Kleidung voll zur Geltung kommt. Im Hintergrund zeichnet sich schemenhaft der Schatten von Wimpeln ab. Die Fotografie entstand im Auftrag der Textil- und Modeschule der Stadt Berlin. Der anschließende Vertrieb der Werbeaufnahme erfolgte über die Agentur Schostal, die zahlreiche Zeitschriftenverlage mit Bildmaterial versorgte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 musste Yva ihre Aufnahme in die Reichspressekammer beantragen, um weiter kommerziell als Fotografin tätig sein zu können. Ihr Gesuch wurde aufgrund ihrer jüdischen Herkunft abgelehnt. Yvas Arbeitsbedingungen waren dadurch stark eingeschränkt. Unter dem zunehmenden Druck der wirtschaftlichen Existenzvernichtung sah sie sich 1936 gezwungen, die Atelierleitung an die befreundete Kunsthistorikerin Charlotte Weidler abzugeben. 1938 wurde Yva schließlich die Berufssausübung generell untersagt. Das Atelier wurde aufgegeben. Yva arbeitete fortan als Röntgenassistentin im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Sie wurde 1942 verhaftet, deportiert und im Vernichtungslager Sobibor ermordet.