Über das Werk
Wie alle bildmäßigen Zeichnungen Auerbachs entstand auch dieses Selbstbildnis über mehrere Wochen, wobei der Künstler pro Sitzung ein Bild zeichnet. Hält es bei der nächsten Sitzung dem kritischen Blick nicht stand, wird es verworfen und ausradiert. Anschließend beginnt Auerbach auf demselben Papier erneut. Mit raschen, kraftvoll aufgetragenen Strichen zeigt sich der Künstler hier, den Mund in einem verhaltenen Lächeln gebogen. Spuren der früheren Annäherungen hinterfangen das Bildnis wie graue Schatten und verleihen dem Werk einen Eindruck von Bewegtheit.
Dieser ständige Prozess des Neu-Sehens und Neu-Schaffens ist für Auerbach charakteristisch. Es geht dem Künstler nicht um Abbildung und Ähnlichkeit, sondern um Erkenntnis. »Ich versuche das, was ich sehe, in das zu übersetzen, was ist«, erklärte Auerbach 1986 in einem Interview, »und dann das, was ist, zu malen.« (»I try to translate what I see into what is and then paint what is«, Interview mit Judith Bumpus, in: Art & Artists, London, Juni 1986, S. 25)
Über die Erwerbung
Das eindrückliche Selbstbildnis in Grafit wurde 2017 mit Mitteln der Jürgen R. und Eva-Maria Mann Stiftung für den Städelschen Museums-Verein e.V. angekauft. Es ist die wohl erste Erwerbung eines Werks von Frank Auerbach für ein deutsches Museum und ergänzt den Bestand an zeitgenössischer, figurativer britischer Kunst um eine weitere wichtige Position.