Über das Werk
Bilder, die es nicht geben sollte: Dierk Schmidts 19-teiliges Historienbild SIEV-X „Zu einem Fall verschärfter Flüchtlingspolitik“ ist politisches Statement und Reflexion über die Möglichkeiten politischer Malerei. Die Arbeit zeigt einen Fall von unterlassener Hilfeleistung sowie desaströser Flüchtlingspolitik aus dem Jahr 2001 und verbindet ihn mit einem Hauptwerk der europäischen Historienmalerei: Théodore Géricaults „Floß der Medusa“ von 1819. In beiden Fällen ersetzt die Malerei nicht existente öffentliche Bilder, sprich: Pressebilder, die bewusst unterdrückt wurden. Schmidts Malerei ist Ergebnis eines investigativen Prozesses. Der Tod aberhunderter Boatpeople wurde willentlich in Kauf genommen und ähnelt auf frappierende Weise ästhetisch wie politisch den grausamen Ereignissen im Anschluss an den Schiffbruch der französischen Fregatte „Medusa“ im Jahre 1816. Zugleich wird in der Faktur der Malerei – transparente oder schwarze Folien, Fragmentierung des Bildmotivs – eine völlig neue Erzählweise eingeführt. Der Betrachter selbst muss aus den 19 Teilen des Werks eine sinnstiftende Version der Geschichte erzeugen.