Über das Werk
Der menschliche Körper ist bei Kollwitz das eigentliche Motiv. Sie inszenierte ihn – treffender noch: sie choreografierte ihn – in expressiver Körpersprache als zeitlose, gestisch-emotionale Ausdrucksform. Besonders deutlich wird dies in den Werken, in denen Kollwitz Mutterschaft als existentielle Erfahrung reflektierte: geprägt von bedingungsloser, instinkthafter Liebe und Angst vor endgültigem Verlust. Werden diese Mutter-Kind-Kompositionen um die Gestalt des Todes erweitert, so ist der Tod kein entferntes Gegenüber. Er wird Teil der – in ihrer Dynamik manches Mal geradezu tänzerisch bewegten – Umarmung. Mit dieser körperlich-leiblichen ‚Verklammerung‘ gelang Kollwitz eine neue, gänzlich unkonventionelle Formulierung des klassischen Bildsujets.
Über die Erwerbung
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg begann der Frankfurter Kunstkenner und Bibliophile Helmut Goedeckemeyer (1898–1983) eine der größten Privatsammlungen zur Druckgrafik von Käthe Kollwitz aufzubauen. Ergänzend erwarb er französische und deutsche Grafik des ausgehenden 19. Jahrhunderts, illustrierte Bücher von Max Slevogt oder Alfred Kubin sowie Kleinplastik von unter anderem Aristide Maillol. Im Ganzen umfasste die Sammlung mehr als 5.000 Werke. Dem Städel Museum war Goedeckemeyer seit den 1920er-Jahren eng verbunden. Ab 1959 war er mit seiner Frau Hedwig Mitglied im Städelschen Museums-Verein. Die Stadt Frankfurt erwarb 1964 die Kollwitz-Sammlung für die Städtische Galerie. Schenkungen an die Graphische Sammlung ergänzte 1970 die Übergabe von Honoré Daumiers „Ratapoil“ (Inv.-Nr. St.P391).