Über das Werk
Der menschliche Körper ist bei Kollwitz das eigentliche Motiv. Sie inszenierte ihn – treffender noch: sie choreografierte ihn – in expressiver Körpersprache als zeitlose, gestisch-emotionale Ausdrucksform. Besonders deutlich wird dies in den Werken, in denen Kollwitz Mutterschaft als existentielle Erfahrung reflektierte: geprägt von bedingungsloser, instinkthafter Liebe und Angst vor endgültigem Verlust.
Werden diese Mutter-Kind-Kompositionen um die Gestalt des Todes erweitert, so ist der Tod kein entferntes Gegenüber. Er wird Teil der – in ihrer Dynamik manches Mal geradezu tänzerisch bewegten – Umarmung.
Mit dieser körperlich-leiblichen ‚Verklammerung‘ gelang Kollwitz eine neue, gänzlich unkonventionelle Formulierung des klassischen Bildsujets.
Über die Erwerbung
Der Frankfurter Chemiker und Industrielle Carl Hagemann (1867–1940) trug ab 1900 eine der wichtigsten Privatsammlungen moderner Kunst zusammen. Sie umfasste zahlreiche Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken, insbesondere von Künstlern der „Brücke“. Während des Zweiten Weltkriegs ermöglichte der damalige Städel-Direktor Ernst Holzinger den Erben des bei einem Unfall verstorbenen Carl Hagemann, die Sammlung gemeinsam mit dem Museumsbestand zu evakuieren. Zum Dank hierfür übereignete die Familie 1948 nahezu alle Papierarbeiten dem Städel Museum. Weitere Schenkungen und Dauerleihgaben, aber auch Ankäufe von Gemälden und Aquarellen aus dem Nachlass Hagemann halfen, die Verluste zu kompensieren, die das Museum 1937 im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ erlitten hatte. Die Sammlung Hagemann bildet heute den Kern der Expressionismus-Sammlung im Städel Museum.