Über das Werk
Ende des 16. Jahrhunderts vertonte Michael Praetorius das bis heute populäre Weihnachtslied „Es ist ein’ Ros entsprungen“. Er hatte dabei traditionelle Darstellungen der „Wurzel Jesse“ wie die auf dem Dominikaneraltar vor Augen. Diese visualisiert mit dem Motiv der fortlaufende Blütenranke die Abstammung Jesu von den jüdischen Stammvätern Abraham und Isaak über Jesse, David, Salomo und Maria: „…von Jesse war die Art“.
Im Auftrag der Dominikaner ergänzte Hans Holbein das altehrwürdige Bild der Abstammungslinie Jesu um eine symmetrisch gebildete Darstellung, die - nach dem Schema der „Wurzel Jesse“ und ausgehend vom Ordensgründer Dominikus - die Vielzahl jener Heiligen präsentiert, die der Orden hervorgebracht hatte. Im innerkirchlichen Wettbewerb um Spenden und Stiftungen mit den Frankfurter Karmelitern und Franziskanern empfahlen sich die Dominikaner auf diese Weise den Gläubigen als wirkungsvolle Heilsvermittler. Der privilegierte Zugang der Dominikaner zum Himmel wird prägnant im Zentrum der Darstellung verbildlicht: Niemand geringeres als die Gottesmutter Maria selbst verleiht dem Dominikanerheiligen Reginald von Orléans sein weißes Skapulier als Teil seines Ordensgewandes.