Über das Werk
Die »Zeichner in den Ruinen des Palatins«, eine undatierte Zeichnung des Franzosen Hubert Robert, dürfte in den Jahren 1760 bis 1765 in Rom entstanden sein. Ohne in Paris die übliche akademische Ausbildung absolviert zu haben, war er bereits 1754, 21-jährig, in die internationale Kunstmetropole des 18. Jahrhunderts nach Italien gekommen, wo er über zehn Jahre, bis 1765, lebte. Hier befreundete er sich mit J.-H. Fragonard und hier entstanden unter dem Einfluss von Giovanni Paolo Panini (1699–1765) und Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) seine Ruinen- und Architekturbilder, welche schon bald die Aufmerksamkeit der antikebegeisterten Sammler des Frühklassizismus fanden. Er fertigte Romveduten, komponierte Capricci, die sowohl der Vorstellungskraft des Künstlers als auch der Realität verpflichtet waren, und verband sie häufig mit geistreichen Genreszenen.
Hubert Robert hinterließ ein umfangreiches zeichnerisches Werk. Herausragende Aquarelle und lavierte Federzeichnungen zählen zum alten Bestand der Graphischen Sammlung. Doch erst vor wenigen Jahren gelang die Erwerbung einer seiner Rötelzeichnungen. Die rote Kreide war das besonders im 18. Jahrhundert und auch von Hubert Robert bevorzugte Zeichenmittel. Mit dem weichen Stift von rötlich brauner Farbgebung gelang es ihm, durch spröde tonige Schraffuren diese vom Einfall des hellen Sonnenlichtes stimmungsvoll durchdrungene Atmosphäre zu schaffen.
Robert beschreibt ein unwegsames, felsiges Gelände vor den Überresten eines historischen Gemäuers mit gewaltigen Rundbogen. Ein entwurzelter Baumstamm wirkt wie eine improvisierte Überbrückung. Er kreuzt eine im Hintergrund aufgestellte Leiter, die hoch hinauf zu dem wuchernden Gestrüpp führt, das kaskadenartig über das Mauerwerk fällt. Die Zeichner, die sich im Vordergrund niedergelassen haben, scheinen ihr Augenmerk gleichermaßen auf Antike und Natur gerichtet zu haben. Diese Situation entspricht dem Zeichenstudium, wie es zu Roberts Zeiten in der römischen Stadtlandschaft und ihrer Umgebung ausgeübt wurde und wie es unter dem derzeitigen Direktor der Académie de France, Charles- Joseph Natoire (1700–1777), von Romstipendiaten ausdrücklich gefordert wurde.
Die Qualität seiner zahlreichen, in Malerei und Zeichnung vollbrachten Ruinenlandschaften brachten dem nach Paris zurückgekehrten Künstler den eigens für ihn geschaffenen Titel »peintre des ruines« ein. Als »Ruinenmaler« wurde Robert 1766 in die königliche Pariser Kunstakademie aufgenommen.
Über die Erwerbung
Das Frankfurter Unternehmerehepaar Dr. Kurt und Marga Möllgaard begann nach 1945 moderne Kunst zu sammeln. Ab 1964 schenkten sie Teile ihrer Kollektion an den Städelschen Museums-Verein. Kurt Möllgaard kommentierte sein Tun: „Wir haben damit bewusst eine Tradition fortgesetzt, die auch in besonderem Maße von jenen Frankfurtern gepflegt worden ist, die nach 1933 ihre Heimat verlassen mussten.“ 1987, nach dem Tod seiner Frau und seines Sohnes, gründete Kurt Möllgaard die Kurt und Marga Möllgaard-Stiftung. Sie ermöglichte seither weitere Kunstankäufe, überwiegend für die Graphische Sammlung.