Über das Werk
Mit geröteten Wangen und geschlossenen Augen liegt Bonnards Freundin Marthe nackt auf einer Überdecke. Doch der genussvolle Moment wird überschattet: Versteckt sich hinter den merkwürdigen weißlichen Formationen rechts oben nicht ein maskenhaftes Gesicht, das die Frau beobachtet? In vielen Werken verwendete Bonnard solche Vexierbilder, die oft unbewusstes Unbehagen auslösen. Lange Zeit wurde Bonnard als Postimpressionist und Maler ungetrübter Lebensfreuden gesehen, bevor man die dunklen Seiten seiner Kunst hinter der friedlichen Oberfläche entdeckte.
Über die Erwerbung
Nie zuvor hatte es eine höhere Einzelspende gegeben: 1988 stiftete das gebürtige Frankfurter Ehepaar Karl und Sophie Binding dem Städelschen Museums-Verein über eine Million D-Mark. Der damalige Vorsitzende Alfred Mauritz erinnerte sich: „Es war ein freundlicher Vormittag; ich zeigte Ihnen die berühmtesten Bilder des Städels […]. Anschließend gingen wir auf den Hauptfriedhof zum bedeutenden Grab Ihrer Familie.“ Danach sagten sie mir, „dass Sie in Verehrung für das Städel und Ihre Heimat bereit wären, eine gute Million zu stiften“. Dafür wurde das Gemälde Bonnards erworben.