Über das Werk
In diesem Foto des Malerehepaars Martha und Otto Dix experimentiert August Sander mit zwei unterschiedlichen Blickrichtungen. Während Martha Dix dem Betrachter frontal entgegenschaut, zeigt der Fotograf den Kopf ihres Ehemanns im Profil. Trotz ihrer körperlichen Nähe vermittelt das Foto keine innige Vertrautheit, sondern erinnert in seiner kühlen, distanzierten Strenge an Porträtdarstellungen der neusachlichen Malerei der 20er Jahre. Sander integrierte das Foto des Ehepaar Dix in seinen Bildatlas Menschen des 20. Jahrhunderts, in dem er Hunderte Porträts von Menschen unterschiedlichster Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen versammelte. Später publizierte er es erneut in seinem Buch Antlitz der Zeit, das 60 Fotografien unterschiedlicher Menschen vorstellte. Versehen mit Bildunterschriften wie „Witwer“, „Konditor“ oder „Sekretärin“ wurden die Dargestellten zu Vertreterinnen und Vertretern eines bestimmten Typus ihrer Zeit. 1936 wurden die Druckbögen des Buches (nicht die Negative) durch die Gestapo zerstört. Die Reichsschrifttumskammer hatte ein Veröffentlichungsverbot erlassen.