Die Gründung der staatlichen Kunstschule Bauhaus 1919 in Weimar gibt der Kunst der Moderne einen entscheidenden Impuls: Unter der Leitung von Walter Gropius entsteht aus der Zusammenlegung der dortigen Kunstakademie und der Kunstgewerbeschule ein neues Kunstinstitut mit einer gezielten pädagogischen Mission. Die geistig-künstlerische und die technisch-handwerkliche Ausbildung sollen zusammengeführt und ein praktisches Zusammenwirken von Kunst, Industrie und sozialer Lebensgestaltung angestoßen werden. Die Lehre ist breit gefächert; es gibt Werkstätten für Wandmalerei, Weberei, Druckerei, Glasmalerei, Buchbinderei, Holz- und Steinbildhauerei, Metall, Tischlerei, Bühne, Töpferei und später auch Architektur. Darüber hinaus wird in Fotografie, Typografie und Lichtkunst unterrichtet. Künstler wie Josef Albers, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Theo van Doesburg, Lászlo Moholy-Nagy oder Oskar Schlemmer arbeiten als Lehrer am Bauhaus. Die Berufung dieser Vertreter unterschiedlicher künstlerischer Bewegungen Europas machte das Bauhaus zu einer Drehscheibe der internationalen Avantgarde der 1920er-Jahre. In der Gründungsphase steht die Aufhebung der traditionellen Trennung von Kunst und Handwerk im Vordergrund. Nach der Berufung Moholy-Nagys 1923 folgt die Lehre zunehmend dem Prinzip des Funktionalismus und stellt die Kunst in den Dienst eines modernen Industriedesigns. Darin spiegeln sich auch Einflüsse der De-Stijl-Bewegung wider, deren programmatische Ansätze ihr Mitbegründer Theo van Doesburg von 1921 bis 1922 als Dozent verbreitet. 1925 zieht das Bauhaus nach Dessau, 1932 nach Berlin, wo es im Folgejahr von den Nationalsozialisten geschlossen wird. In der Folge müssen viele Vertreter der Kunstschule aus Deutschland emigrieren. Dadurch werden ihre Konzepte international verbreitet, vor allem in den USA. Bis heute steht der Begriff Bauhaus für die abstrakt-konstruktivistischen Gestaltungsprinzipien der Moderne.